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Lausitzer Rundschau: Junge Politikerinnen erklimmen die Macht Die neuen Trümmerfrauen

Cottbus (ots)

Sicher, sie ist sehr jung für ein Ministeramt.
Aber mit Kristina Köhler wird ein Trend offenkundig, der beileibe 
nicht nur in der Politik, dort allerdings am besten nachvollziehbar, 
die Bundesrepublik verändern könnte. Die hessische Abgeordnete 
verkörpert in besonderem Maße zwei Aspekte dieses Trends. Da ist zum 
einen die Tatsache, dass Frauen in aller Regel zielgerichteter und 
zumeist auch mit besseren Ergebnissen ihre Ausbildung ihre ersten 
beruflichen Herausforderungen bewältigen. Und da ist zum anderen die 
Tatsache, dass sie häufig dann in die Verantwortung rücken, wenn die 
offenkundigen Versäumnisse von Männern zu krisenhaften Entwicklungen 
führen. Ihr Aufstieg ist dann verbunden mit der Hoffnung, dass man 
ihnen mehr zutraut als den zumeist älteren Herren, die untragbar 
geworden sind. Köhler folgt damit den Pfaden von Bundeskanzlerin 
Angela Merkel, deren Aufstieg zur Macht nicht denkbar gewesen wäre 
ohne die Fehler ihrer männlichen Konkurrenz. Die Politikerinnen, die 
jetzt in Machtpositionen nachrücken, sind gewissermaßen die 
Trümmerfrauen des 21.Jahrhunderts. Auch bei Köhler musste 
erst eines der ergrauten Mannsbilder versagen, um Platz zu machen für
den weiblichen Nachwuchs.
Dass sie häufig im konservativen Lager Erfolg haben, ist nur 
folgerichtig. Denn Parteien wie die CDU sehen sich in besonderem Maße
dem Verdacht ausgesetzt, die neue Rolle der Frauen nicht akzeptieren 
zu wollen. Und sie reagieren darauf sensibler. Das neue Gesicht am 
Kabinettstisch verdankt seinen Durchbruch im Übrigen nicht zuletzt 
einem Mann, der diese Sensibilität exemplarisch lebt. Hermann Gröhe, 
CDU-Generalsekretär, sehr prinzipientreu, für manche auch 
erzkonservativ, hat ihr als Obmann seiner Fraktion im 
BND-Untersuchungsausschuss ganz freiwillig das Feld zur Profilierung 
überlassen. Und er hat dann sehr gut beobachten können, was die 
Kollegin kann.
Die Politik ist dabei allerdings eines der wenigen Felder, in denen 
Frauen eine Rolle zuwachsen kann, die sie in den Mittelpunkt des 
öffentlichen Interesses stellt. In der Wirtschaft funktionieren die 
Männerbünde noch weitgehend, die einer 32-Jährigen auch bei 
nachgewiesener Kompetenz so gut wie keine Chancen für einen 
Spitzenjob einräumen. Zwar werden dort auch Männer gleichen Alters 
nur in Ausnahmefällen ganz nach oben kommen - aber Frauen finden sich
sowieso in so gut wie keinem Falle in den obersten 
Führungspositionen. Nirgendwo wird die viel beklagte Abkopplung eines
großen Teils der Wirtschafseliten von der Gesellschaft deutlicher. Da
drängt sich fast zwangsläufig die Frage auf, wie es wohl um die 
Volkswirtschaft bestellt wäre, würden da nicht nur Ackermänner, 
sondern zunehmend auch Ackerfrauen agieren.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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