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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Zur Krise auf den Finanzmärkten
Vertrauen durch Wissen

Cottbus (ots)

Nicht einmal jeder zweite Ostdeutsche glaubt dem
Versprechen von Angela Merkel, dass die privaten Spareinlagen in 
Deutschland garantiert sind. Das ergab eine Umfrage des 
Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. Mit anderen Worten: Über
die Hälfte der Bürger in den neuen Ländern gibt an, dass die 
Bundeskanzlerin entweder bewusst die Öffentlichkeit täuscht oder 
einfach nicht in der Lage ist, ihre Zusage zum Schutz des privaten 
Sparvermögens einzuhalten.
Nun sind weder Politikverdrossenheit noch überschnelle 
Stammtisch-(Vor-)Urteile über Nieten in Nadelstreifen zwischen Elbe 
und Neiße etwas Unbekanntes. Und angesichts von 1 400 000 000 000 
verbrannten US-Dollar (so hoch schätzt der Internationale 
Währungsfonds IWF die Kosten der Krise) sicher keine Überraschung. 
Doch dieses Misstrauen in die Politik ist gerade heute unbegründet, 
denn Kanzlerin und Finanzminister machen im Ringen gegen die vielen 
Nullen einen guten Job. Auch wenn die Staatsgarantie nur für 
Sparguthaben und nicht für Anlagevermögen gilt.
Natürlich bleiben Fragen. Natürlich ist nicht zu verstehen, warum 
monatelang um wenige Euro Kindergelderhöhung gestritten und die 
Pendlerpauschale gekürzt wird, während nun über Nacht für die Banken 
unvorstellbar hohe Summen zur Verfügung stehen. Und natürlich ist nur
schwer nachzuvollziehen, warum Banker jahrelang Millionensummen als 
Erfolgsprämien verdienen und im Misserfolgsfall der Steuerzahler 
haften muss. Trotzdem ist das deutsche Krisenmanagement aus heutiger 
Sicht aller Ehren wert - vergleiche man es nur mit dem in den USA 
oder denke man an den de facto Staatsbankrott Islands.
Merkel fällt heute auf die Füße, was in der Vergangenheit 
leichtfertig als Kredit verspielt wurde: die Glaubwürdigkeit der 
Politik. Das begann im Großen beim Versprechen (oder dem Versprecher)
von Norbert Blüm, die Rente sei sicher. Das geht weiter mit der 
Gesundheitsreform, die nicht nur das kranke Medizinsystem gesunden, 
sondern auch Familien mit Kindern entlasten sollte. Und geht bis zu 
solchen alltäglichen Dingen, wie der Wahlaussage von Andrea Ypsilanti
oder den Scheinkandidaturen bei den gerade beendeten Kommunalwahlen 
in Brandenburg. Was diese Beispiele eint, ist das verheerende Signal,
welches sie aussenden: Liebe Bürger, das Wort von uns Politikern ist 
nichts wert, es hat keinen Bestand. Vielleicht fängt auch 
Weltwirtschaft im Kleinen an. Zu schnell ist in Talkshows heute 
einzig die Gier einzelner Banker als Wurzel allen Übels ausgemacht, 
wird nun der ganze Berufsstand zu Unrecht an den Pranger gestellt. 
Doch wer hat in die vielen Fonds investiert, stets davon träumend, 
sein Geld quasi über Nacht zu vervielfachen? Jeder der früh um sechs 
auf Arbeit geht, weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer ein Euro 
erarbeitet wird. Weshalb glaubten Millionen kleiner Sparer den 
Versprechen der provisionsabhängigen Finanzberater, dass es mit 
Zertifikaten so viel einfacher geht?
 Krisen bieten auch Chancen, und eine Chance ist mehr Wissen um 
volks- und betriebswirtschaftliche Prozesse. Nötig ist künftig eine 
grundlegende, fachmännisch begleitete Wirtschaftsausbildung schon in 
der Schule. So wie es in ersten Ansätzen zurzeit das Planspiel Börse 
der Sparkassen bietet. Vertrauen - auch in die Politik - basiert auf 
Wissen und nicht auf Enttäuschung.

Pressekontakt:

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