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Minusgrade und Schnee in Griechenland: Bedrohliche Situation für Flüchtlinge in den griechischen Camps

München/Athen (ots)

Ärzte der Welt ist alarmiert: Die Lebensbedingungen in den griechischen Flüchtlingslagern haben sich durch die niedrigen Temperaturen nochmals verschlechtert. Ärzte der Welt appelliert an die EU, die UN und die griechische Regierung den Betroffenen umgehend durch Kälteschutzprogramme zu helfen. Die europäischen Länder müssen ihrer humanitären Verantwortung gerecht werden und geeignete Unterkünfte für die Geflohenen bereitstellen.

In den letzten drei Wochen sind die Temperaturen dramatisch gefallen, und mit Fortschreiten des Winters soll es noch kälter werden. Hunderte Kinder, Frauen und Männer müssen in Zelten und in ungeheizten Camps leben. Die unzuverlässige Stromversorgung lässt auch die wenigen Heizungen immer wieder ausfallen.

Zahl der Erkrankten steigt

Die Folgen sind deutlich: "In den letzten zwei Monaten haben wir immer mehr Kinder und ältere Menschen mit Atemwegsinfektionen aufgrund von Kälte und Luftfeuchtigkeit gesehen", sagt Dr. Nikolaos Marinos, medizinischer Koordinator von Ärzte der Welt Griechenland. "Für einige ist dies lebensbedrohlich, weil die Kälte Asthmaanfälle oder schwere Lungenentzündungen mit gravierenden Komplikationen hervorrufen kann. Die Zahl der Lungenentzündungen hat sich in den letzten zwei Monaten fast verdoppelt. Auch deshalb, weil die Menschen auf sehr engem Raum zusammenleben, oft mit vier bis fünf Menschen in einem Zelt."

Offene Feuer sollen wärmen - und gefährden die Menschen

Dazu kommt die Tatsache, dass die Menschen alles versuchen, um sich auch ohne Heizung aufzuwärmen. Im Camp Oreokastro im Norden Griechenlands wurden einen Frau und ihre zwei Kinder schwer verbrannt, als sie sich an einem Kochfeuer wärmen wollten. Mit den sinkenden Temperaturen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Unfälle dieser Art häufen werden.

Ahmed R., ein Flüchtling aus A'zaz in Syrien, ist in einer alten Fabrik im Norden Griechenlands untergebracht. "Das einzige, was wir bei dieser Kälte tun können, ist Feuer zu machen", sagt Ahmed R. "Es ist gefährlich und der Rauch verteilt sich überall. So zünden wir die Feuer draußen an. Aber wenn wir wieder hinein gehen, ist es dort immer noch zu kalt, um zu schlafen. Also machen wir auch drinnen Feuern an. Wir haben noch nie unter so schlechten Bedingungen gelebt." Dr. Marinos bestätigt das: "Wir dürfen nicht die Langzeiteffekte für das Atemwegssystem vergessen, die durch das Einatmen von Rauch und giftigen Materialien entstehen. Aus medizinischer Sicht ist das absolut inakzeptabel."

Ärzte der Welt appelliert an europäische Regierungen

Ärzte der Welt versucht mit allen Mitteln eine humanitäre Krise zu verhindern. "Die griechische Regierung, die EU und das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen unternehmen bereits einige Anstrengungen um die Lebensbedingungen in den Camps zu verbessern, aber es ist nicht genug - bei weitem nicht", bekräftigt François de Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland. "Griechenland ist mitten in einer Wirtschaftskrise. Wir können von diesem Land nicht erwarten, allein mit dem Problem fertigzuwerden, während andere europäische Länder keine Flüchtlinge aufnehmen."

Im Europarat hatten mehrere Mitgliedstaaten zugesagt, Menschen aus den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen - doch nur ein Bruchteil konnte bisher in andere europäische Länder ausreisen. Derzeit sind die Teams von Ärzte der Welt an 28 Orten in ganz Griechenland im Einsatz.

Pressekontakt:

Ute Zurmühl
Leitung Medien und Kommunikation
Ärzte der Welt e.V.
Leopoldstraße 236, 80807 München
t.*49 (0)89 45 23 081-24
m. *49 (0) 160 855 74 27
ute.zurmuehl@aerztederwelt.org

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