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Weser-Kurier: Zum Hannah-Arendt-Preis 2014 schreibt Joerg Helge Wagner:

Bremen (ots)

Ganz ausdrücklich ist es ein Preis "für politisches Denken", der den Namen der großen deutsch-jüdischen Philosphin und Publizistin Hannah Arendt trägt. Entsprechende Namen findet man in der Liste der bisherigen Preisträger: Freimut Duve und Joachim Gauck, die russische Bürgerrechtlerin Jelena Bonner, den Orientalisten Navid Kermani, den Rechtsphilosophen und früheren Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde. Belohnt wird nicht nur intellektuelle Brillanz: Es geht auch um Engagement gegen totalitäre Regimes und öffentliche Wirkung. Hohe Ansprüche, sicher ganz im Sinne der Namensgeberin. Damit wurde dieser Preis in bald 20 Jahren indirekt auch zum Qualitätsausweis für seine Stifter, die den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung und den Senat der Stadt Bremen. Dass man in diesem Jahr einen ukrainischen Literaten auszeichnet, der sich in der Maidan-Bewegung hervorgetan hat, ist ein deutliches Statement, gegen das nichts zu sagen ist. Die Auszeichnung gilt ja explizit all jenen, die im Frühjahr auf dem zentralen Platz in Kiew ihr Leben riskiert haben, um die Ukraine Richtung Demokratie und europäische Integration zu bewegen. Dem stellvertretend geehrten Juri Andruchowitsch hätte der Preis somit ungeteilt gebührt. Leider hat die Jury entschieden, die andere Hälfte an Nadeschda Tolokonnikowa und Marija Aljochina zu vergeben, den Rest von Pussy Riot. Jener buntbemützten Frauentruppe, die es klug fand, den autoritären russischen Präsidenten Putin zu bekämpfen, indem sie in der Moskauer Erlöserkathedrale einen Gottesdienst störte. Man muss kein orthodoxer Christ sein, um hier jedes tiefere "politische Denken" zu vermissen. Und man kann selbst als Agnostiker sagen, dass hier der Respekt vor dem Glauben anderer, der ein Ausweis von Zivilisation ist, völlig fehlte. Die überharte Bestrafung der "Künstlerinnen" steht auf einem anderen Blatt - aber sie allein ist noch kein Verdienst, das so einen renommierten Preis rechtfertigt. 2014 wird die punkige Attitüde, nicht aber das politischen Denken gewürdigt. Schade.

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