Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Weckruf für die Zielplaner, Kommentar zu China von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots)

Chinas jüngste Wirtschaftsdaten lassen aufhorchen. Die Industriegewinne sanken im Dezember im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8%, der schärfste Rückgang seit gut drei Jahren. Am stärksten hat es den Rohstoff- und Energiesektor erwischt, in der Elektronik- sowie Autobranche aber zogen die Gewinne kräftig um über 17% an. Dies kann als schrilles Alarmsignal verstanden werden. Chinas tradierten Wachstumstreibern geht im Zuge einer von Überkapazitäten und Deflation der Erzeugerpreise gezeichneten Schwerindustrie sowie der Abkühlung im Immobiliensektor die Puste aus. Beide Faktoren bremsen die Anlageinvestitionen und färben stark auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ab.

Man kann dem freilich auch eine gute Seite abgewinnen. Beim Nationalen Statistikbüro sieht man die neusten Industriedaten prompt als Zahlenbeleg für den allseits geforderten Wandel des chinesischen Wachstumsmodells an. Der Niedergang der Profitabilität im Rohwarensektor bei gleichzeitigen Rentabilitätsfortschritten in der Konsumgüterindustrie unterstreicht den Wandel vom investment- zum konsumgeleiteten Wachstumsmodell, lautet die aufmunternde Botschaft des Statistikamtes. Dies passt auch zur Beobachtung, dass der Dienstleistungssektor im vergangenen Jahr mit 51,2% erstmals mehr als die Hälfte zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt beigesteuert hat. Daran knüpft Chinas Regierungschef Li Keqiang die Erwartung flotter Arbeitsmarktperspektiven.

Wenn die Regierung tatsächlich guten Mutes ist, dass der strukturelle Wandel mit positiven Einkommens- und Beschäftigungseffekten verbunden ist, die Chinas Wirtschaft weiter gut dastehen lassen, dann sollte sie auch den Mut haben, ein weniger ambitioniertes Wachstumsziel für das laufende Jahr zu verkünden. Denn man muss sich eines vergegenwärtigen. Auch wenn sich Chinas Dienstleistungssektor elanvoller zeigt und die Konsumkräfte geweckt werden, kann dies den von gedrosselten Anlageinvestitionen und einem schwachen Rohstoffsektor ausgehenden Bremseffekt auf das BIP-Wachstum nicht kompensieren.

Alle Bekenntnisse zum Übergang zum quantitativ niedrigeren aber qualitativ höheren Wachstum machen nur dann Sinn, wenn die staatlichen Wirtschaftsplaner nicht zu ambitiösen Wachstumszielvorgaben hinterherhecheln. Denn diese sind nur zu erreichen, wenn auch Chinas Dreckschleuderindustrie und Haldeproduzenten weiter stimuliert werden.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 23.01.2015 – 20:15

    Börsen-Zeitung: Alles auf null, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Alles auf null - am Kapitalmarkt der Eurozone ist am Donnerstag eine neue Zeitrechnung eingeführt worden: die QE-Zeit der EZB (Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank). Die europäischen Währungshüter werden die Finanzmärkte fluten. Ab März soll es losgehen. Bis Ende September 2016 fließen dann Monat für Monat 60 Mrd. Euro in Staatsanleihen, Agency Bonds (halbstaatliche Emittenten wie ...

  • 22.01.2015 – 21:15

    Börsen-Zeitung: All-in, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

    Frankfurt (ots) - Es war lange Zeit so etwas wie das Tabu schlechthin in Euroland - aber nun ist es Realität: Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft für Hunderte Milliarden Euro Staatsanleihen aller Euro-Länder. Quantitative Easing, kurz QE, lautet das Zauberwort. EZB-Präsident Mario Draghi und die Mehrheit im EZB-Rat wollen damit nach eigener Lesart jegliche Deflationsgefahr im Keim ersticken. Der Schritt ist aber ...