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Börsen-Zeitung: Beschäftigungspakt, Kommentar von Gottfried Mehner zur Verlängerung der Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung bei Volkswagen

Frankfurt (ots)

Volkswagen, das ist die allgemeine Wahrnehmung,
hat sich in der Krise mit am besten geschlagen. Mit den 
Überlaufeffekten aus den staatlichen Hilfsprogrammen glückte im 
Januar ein bemerkenswertes weltweites Absatzplus von 41%. Der 
Gesamtmarkt musste sich im Vergleich dazu "nur" mit einem Plus von 
22,3% zufriedengeben. Vier Sonderschichten hat Volkswagen noch 
vereinbart. Insgesamt sollte der Schwung noch für ein ansehnliches 
erstes Halbjahr reichen. Was dann kommt, weiß allerdings keiner.
Angesichts der Marktanteilsgewinne im In- und Ausland können die 
weltweit 370000 Konzernjobs als vergleichsweise sicher gelten. Zu 
Recht weist VW darauf hin, dass nur erfolgreiche Unternehmen sichere 
Arbeitsplätze bieten können. Für die rund 90000 Beschäftigten an den 
sechs Inlandsstandorten werden sie formal noch einmal sicherer, weil 
sich der Konzern in einem Beschäftigungspakt bis 2014 verpflichtet, 
keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen.
Passen solche selbstverpflichtenden Zusicherungen in die 
Landschaft? Man muss sie sich leisten können. Wie schlecht der 
ertragliche Geradeauslauf bei Volkswagen war, zeigte sich im ersten 
Quartal 2009, als es ganz fix operativ rot wurde. Andererseits: 
Solche Absprachen schaffen eine Kultur der Verlässlichkeit. Und sie 
nehmen die Angst vor weiteren Produktivitätsfortschritten, die VW 
früher mit jährlich 10% ansetzte.
Auch Toyota ist ja dafür berühmt, mit den eigenen Beschäftigten 
sehr pfleglich umzugehen und im Prinzip von einer lebenslangen 
Anstellung auszugehen. Solange in einigen Branchen zudem noch wie 
wild bonifiziert wird - warum soll dann gerade die Industrie mit 
Zurückhaltung anfangen?
Natürlich wird in der verlängerten Jobgarantie auch der Versuch 
sichtbar, die möglicherweise unerfreulichen Marktrealitäten der 
Zukunft wegzuverhandeln. Das wird nicht funktionieren.
Ansonsten hat die bei Volkswagen traditionell starke 
Arbeitnehmerbank ihre Chancen genutzt. Die Arbeitnehmer braucht das 
Management, um den ominösen und überteuerten Porsche-Deal 
durchzuziehen. Im Gegenzug gab es Entgegenkommen beim Einstieg bei 
Karmann und jetzt aktuell bei der verlängerten 
Beschäftigungssicherung. Warum das Ganze jetzt? In Kürze stehen 
Betriebsratswahlen an. So tickt Wolfsburg.
(Börsen-Zeitung, 17.2.2010)

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