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Börsen-Zeitung: Jagd auf Geheimniskrämer, Kommentar zum jüngsten Insiderskandal an der Wall Street von Stefanie Schulte

Frankfurt (ots)

Die Wall Street hat einen neuen Skandal: Ein
Ring von Insidern soll den Hedgefondsmanager Raj Rajaratnam jahrelang
vorab mit Informationen versorgt haben, die dieser in 
millionenschwere Kursgewinne ummünzte. Besonders prekär ist, dass der
Hedgefondsmanager sich offenbar auf Informanten in so prominenten 
Unternehmen wie IBM, Intel, McKinsey und Moody's stützte.
Der Schaden ist mit geschätzten 20 Mill. Dollar eher bescheiden, 
gemessen etwa an den 68 Mrd. Dollar, die der Anlagemanager Bernard 
Madoff veruntreute. Dass FBI und Finanzaufseher den Fall Rajaratnam 
nun als großen Ermittlungserfolg feiern, dürfte daher auch 
eigennützige Gründe haben. Sie sind auf gute Nachrichten angewiesen, 
weil ihnen vorgeworfen wird, im Fall Madoff viel zu lange weggeschaut
zu haben.
Der Insider-Skandal darf auch nicht von anderen Missständen an der
Wall Street ablenken. Falls sich etwa herausstellen sollte, dass 
manche Banken oder Ratingagenturen die Investoren wissentlich über 
den Wert von Verbriefungen getäuscht haben, wäre der angerichtete 
Schaden wesentlich höher. Dennoch fördert es kaum das Vertrauen der 
Anleger, wenn diese den Eindruck erhalten, dass bestimmte 
Marktteilnehmer regelmäßig kursrelevante Informationen vorzeitig 
erhalten und auf Kosten der Mehrheit Gewinne erzielen können.
Darüber hinaus müssen sich Kunden einer Unternehmensberatung oder 
Ratingagentur darauf verlassen können, dass bestimmte Informationen 
geheim bleiben. Wenn Insiderwissen aus so vielen Unternehmen 
heraussickern konnte, deutet dies darauf hin, dass derartige Risiken 
in den letzten Jahren nicht genügend beachtet wurden.
Ihre Praxis überdenken sollte aber auch die Hedgefondsbranche, die
seit jeher ein großes Geheimnis aus ihren Anlagestrategien und der 
Zusammensetzung ihrer Portfolios macht. Dass hinter den hohen 
Renditen mancher Fonds kein Investmentgenie, sondern womöglich 
einfach nur ein gutes Adressbuch stecken könnte, das zeigt der Fall 
Rajaratnam. Auch der Fall Madoff hatte schon Risiken intransparenter 
Hedgefonds aufgezeigt. Ehrliche Fondsmanager sollten in die Offensive
gehen und von sich aus mehr Informationen preisgeben, damit Aufseher 
und Anleger ihre Strategien nachvollziehen können. Geheimniskrämer 
müssen damit rechnen, eine Zielscheibe abzugeben.

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Telefon: 069--2732-0

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