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Börsen-Zeitung: Ganz simpel, Kommentar von Walther Becker zur Namensänderung und Vereinfachung der Konzernstrukturen bei der Deutschen Post

Frankfurt (ots)

"First Choice", "Roadmap to Value", "IndEx",
"Every One Counts" - es ist allerhand, was sich die Deutsche Post so 
alles an Programmen ausdenkt. Und die genannten Initiativen sind nur 
einige aus der Vielzahl von Aktivitäten der Bonner auf diesem Gebiet.
Jetzt will der seit einem Jahr amtierende Vorstandschef Frank Appel 
auch noch mit nichts weniger als einer "Kulturrevolution" punkten. 
Vollmundig hat er die Strategie 2015 auf einem "Event" in Bonn 
präsentiert.
Doch der Berg kreißte und gebar eine Maus: Jede Menge 
Berater-Kauderwelsch für Anspruch, Leitbild und Kundenversprechen 
sind herausgekommen. Das greifbare Resultat des Konzerns, der bekannt
ist für das exzessive Anheuern von Beratern, ist eine Namensänderung;
aus der Deutschen Post mit dem unschönen Zusatz "World Net" wird 
künftig "Deutsche Post DHL". Da werden sich Kunden, Beschäftigte und 
Investoren aber freuen, deren Wohl der ehemalige McKinsey-Manager 
entdeckt und bei denen er ein unverwechselbares Profil gewinnen 
möchte.
Der "neue" Name soll die beiden Säulen symbolisieren, auf denen 
der Konzern inzwischen steht: Brief und Logistik, Tradition und 
Zukunft, Cash-flow und - nach dem Ende der Krise hoffentlich - 
Wachstum. Appel weiß, das Briefgeschäft, das die (Porto-)Kasse füllt,
war nie so wertvoll wie heute. Die Postbank hat keine Zukunft mehr 
unter dem Post-Dach; das Abenteuer DHL-Amerika mit horrenden 
Verlusten ist weitgehend abgearbeitet. Die Folgen tragen die 
Aktionäre mit Milliarden-Fehlbetrag und Dividendenkürzung. Der Kurs 
liegt nahe dem erst jüngst markierten Allzeittief, das Papier hat 
sich 2008 deutlich schlechter entwickelt als die Aktien der Rivalen 
TNT, UPS und Fedex, und der Marktwert sank auf 9 Mrd. Euro.
Das Motto "Wir kaufen nix" hat Appel nach der milliardenschweren 
Einkaufstour seines Vorgängers Klaus Zumwinkel längst ausgegeben. Zu 
recht. Auch jetzt will er nicht antizyklisch zu gesunkenen 
Bewertungen akquirieren, sondern Bares horten und neue Schulden 
vermeiden. Und das ist auch angebracht. Appel will Komplexität aus 
der Gruppe herausnehmen, die damit effizienter und kostengünstiger 
werden soll. So einfach ist das. Ganz simpel bewegt sich der Konzern 
heute fast wieder dort, wo die Bundespost früher war: beim Brief als 
Cash-cow. Doch heute gibt es, anders als damals, E-Mails.
(Börsen-Zeitung, 12.3.2009)

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