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Börsen-Zeitung: Gipfeltourismus, Kommentar von Angela Wefers zum jüngsten Vorbereitungsgipfel des G20-Treffens Anfang April

Frankfurt (ots)

Wenn auch in diesen Wochen der Abwärtstrend groß
geschrieben wird, eine Branche boomt doch: Der Gipfeltourismus von 
Staats- und Regierungchefs sowie Finanzministern zur Bewältigung der 
Finanz- und Wirtschaftskrise. Am Sonntag einigten sich die Europäer 
in der Gruppe der führenden 20 Industrie- und Schwellenländer auf 
eine gemeinsame Position für das vollzählige Treffen Anfang April in 
London. Nächsten Sonntag trifft die gesamte Runde der 27 
EU-Mitgliedsländer zum selben Zweck zusammen, Mitte März erneut die 
Finanzminister der G20.
Eine solch große Zahl von Koordinierungstreffen und Gipfeln kann 
leicht den Blick auf das Wesentliche verstellen: Wann kommen endlich 
Ergebnisse? Die globale Krise legt schonungslos offen, dass die Welt 
wirtschaftlich eng vernetzt ist, es aber an einer zentralen und von 
allen akzeptierten Stelle fehlt, die neue Regeln für den Finanzmarkt 
aufstellen könnte - zur Krisenbewältigung und zur Vorbeugung. 
Probleme und Ursachen sind identifiziert. Der Katalog der 
erforderlichen Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte steht, 
aber nur theoretisch. Es geht um ein engmaschigeres Netz von Aufsicht
und Regulierung aller Marktakteure und aller Märkte, um Risikopuffer 
für die Kreditwirtschaft, um solide und risikoadäquate 
Vergütungssysteme für die agierenden Personen sowie um die Einführung
brauchbarer Frühwarnsysteme.
Jetzt ist vor allem die praktische Umsetzung der umfassenden Pläne
gefragt. Neue Erkenntnisse wird es bis London kaum geben. Es geht um 
die verlässliche Zusage der beteiligten Länder, an einem Strang zu 
ziehen. Die USA mit einer geschlossenen europäischen Position zu 
konfrontieren - wie sie jetzt in Berlin gefunden wurde - macht die 
Erfolgsaussichten größer.
Deutlich schwerfälliger ist die Koordinierung durch die Ausweitung
des Kreises der Beteiligten auf die G20. Doch allein für die 
Industrieländer ist ein neues Regelwerk sinnlos. Dazu haben sich die 
wirtschaftlichen Gewichte weltweit zu stark verschoben. Wichtiger als
die kurzen Gipfel sind gute Vorbereitungen der Beamten dazwischen, 
denn in drei Stunden Beratung samt Familienfoto kämen auch die 
fähigsten Staats- und Regierungschefs zu keinem Resultat. So wächst 
in den Administrationen ein neues System der internationalen 
Koordinierung. Schwerfällig zwar, aber ein besseres gibt es noch 
nicht.
(Börsen-Zeitung, 24.2.2009)

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