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Börsen-Zeitung: Eine Rechnung vom Ifo, Kommentar von Reinhard Kuls zum unerwartet starken Einbruch des Ifo-Geschäftsklimaindex

Frankfurt (ots)

Deutschland wird sich doch noch an den Kosten
des voraussichtlich 700 Mrd. Dollar teuren Rettungspakets der 
US-Regierung für das amerikanische Bankensystem beteiligen. Dafür 
muss Washington aber noch nicht einmal eine Zahlungsaufforderung nach
Berlin schicken. Denn die deutsche Bundesregierung kann so standhaft 
bleiben wie sie will und keinerlei Schecks an US-Finanzminister Henry
Paulson senden - entziehen kann sich Deutschland der Kostenrechnung 
dennoch nicht. Diese hat die Form eines harten Konjunkturabschwungs 
auf beiden Seiten des Atlantik, ja sogar weltweit. Denn die 
US-Wirtschaft dürfte selbst dann für geraume Zeit in einem 
langsameren Wachstumstempo bleiben, wenn die Rettungsmaßnahmen, die 
jetzt in Washington beschlossen werden sollen, schnell und wirksam 
greifen. Die negativen Folgen des dann noch gewaltig größeren 
Doppeldefizits der USA (Haushalt und Leistungsbilanz) werden global 
zu spüren sein.
Und präsentiert wird diese Rechnung Deutschland jetzt schon, das 
Ifo-Institut mit seinem Geschäftsklimaindex ist der Bote. Denn der 
seit dem Frühjahr anhaltende Absturz dieses Stimmungsbarometers 
reflektiert, auch wenn dies das Ifo-Institut so differenziert noch 
nicht berechnet hat, zum einen die Angst in den Führungsetagen 
deutscher Unternehmen vor den Kollateralschäden der Finanzmarktkrise.
Zum anderen lastet auf dem Ifo-Index seit Monaten das Schrumpfen der 
Ordereingänge bei der deutschen Industrie. Die zunehmende 
Bestellzurückhaltung ist aber mit ausgelöst von den Sorgen der 
Auftraggeber im Inland wie auch im Ausland um die negativen 
konjunkturellen Folgen des Finanzdebakels.
Mit dem neuerlichen, sehr starken Abfall des 
Ifo-Geschäftsklimaindex wird aber nicht nur eine Rechnung aus den 
USA, sondern noch eine Quittung ganz anderer Art präsentiert. Und 
diese hat sich die deutsche Volkswirtschaft und vor allem die gesamte
Währungsunion gleichsam selbst zuzuschreiben: Sie enthält die Kosten 
für jahrelange wirtschaftspolitische Versäumnisse. Die 
zurückliegenden Jahre der Hochkonjunktur wurden zu wenig genutzt, um 
die staatlichen Haushalte zu sanieren, die Wettbewerbsfähigkeit zu 
erhöhen und die Binnennachfrage zu stärken, um so dem nun verschärft 
sich abzeichnenden Abschwung im Euroraum wenigstens die Spitze nehmen
zu können.
(Börsen-Zeitung, 25.9.2008)

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