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Börsen-Zeitung: Versteckte Kamera? Kommentar zum Skandal bei der KfW von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Sie schaffen sich einen Neuwagen der gehobenen
Mittelklasse an und müssen den Kaufpreis von 35000 Euro fristgerecht 
an den Autohändler überweisen. Um einerseits keine Habenzinsen zu 
verschenken und andererseits nicht in Verzug zu geraten, füllen Sie 
im Online Banking eine Terminüberweisung für nächsten Montag aus. Am 
Wochenende lesen Sie in der Lokalpresse, der Autohändler habe sein 
Geld in der Spielbank verzockt und stehe vor der Pleite. Ihre 
Terminüberweisung lassen Sie dennoch laufen. Auf die Idee, den 
Überweisungsauftrag zu stornieren und das Geld nur Zug um Zug gegen 
Übergabe des Autos samt Kraftfahrzeugbrief - falls der Händler dazu 
überhaupt noch in der Lage ist - auszuhändigen, kommen Sie einfach 
nicht.
Geht nicht? Geht nicht, gibt's nicht! Bei Praktiker nicht und - 
wenn es um die Vernichtung von Volksvermögen geht - bei der KfW 
offenbar schon gar nicht. Nur sind es da nicht 35000, sondern 350 
Mill. Euro. Wirklich allzu schade, dass man nicht Mäuschen sein 
konnte, als am Montag bei der insolventen Lehman Brothers der Eingang
des von der Frankfurter Förderbank angewiesenen Betrages registriert 
wurde und die Mimik der New Yorker Investmentbanker zunächst von 
Verdutztsein ("kann doch nicht sein!") in Argwohn, gerade Opfer eines
makabren Scherzes ("Versteckte Kamera"?) zu werden, umschlug, ehe ein
minutenlanger Lachkrampf einsetzte, als man merkte, dass da 
mitnichten jemand bewusst hatte witzig sein wollen.
Als wäre das Desaster von der existenzbedrohenden Schieflage der 
IKB bis hin zu deren gestern vom KfW-Verwaltungsrat abgesegnetem 
Verkauf nicht Affäre genug gewesen! Spötter sprechen schon von einem 
"Einstand nach Maß" für den seit 19 Tagen amtierenden neuen KfW-Chef 
Ulrich Schröder. Aber dem muss man, so peinlich der "Lehman-Vorfall" 
ist, noch am ehesten eine kurze Schonfrist zugestehen. Mit Peter 
Fleischer und Detlef Leinberger müssen nun zwei altgediente 
Vorstandsmitglieder zunächst in Form der sofortigen Suspendierung von
ihren Aufgaben die Verantwortung übernehmen. Überhaupt nicht witzig 
finden nämlich die Politiker den "ungeheuerlichen Vorgang" (so 
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück). Was man wiederum durchaus 
nachvollziehen kann: Schieflagen bzw. Skandale öffentlicher Banken 
haben schon Politiker bis hinauf zum Ministerpräsidenten den Job 
gekostet.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

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