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Börsen-Zeitung: Ende der Einzigartigkeit, Kommentar zur vollständigen Genentech-Übernahme durch Roche von Andreas Kälin

Frankfurt (ots)

Roche hat lange mit sich über den Entscheid, die
Biotechtochter Genentech vollständig zu übernehmen, gerungen. Das hat
Franz Humer, Verwaltungsratspräsident des Basler Pharmakonzerns, 
eingestanden. Er und das Konzernmanagement beeilten sich zu 
versichern, dass dieser Schritt keinen Bruch mit der bisherigen 
Strategie des Konzerns darstelle; diese Transaktion sei eine 
Weiterentwicklung des Geschäftsmodells, erklärte die Führungsspitze.
Das ist eine Beschönigung. In der Tat hat die Führung von Roche 
immer wieder die Einzigartigkeit ihres Ansatzes im Vergleich zu 
anderen Pharmamultis hervorgehoben: Der Basler Konzern soll danach 
der Mittelpunkt eines Netzes von (Mehrheits-)Beteiligungen und 
Kooperationen sein, deren einzelne Glieder Freiheiten, speziell in 
der Forschung, genießen und sich gegenseitig anstacheln.
Als Paradebeispiel dafür stand die Biotechtochter Genentech. Als 
Roche 1990 eine Mehrheit an der US-Firma erwarb, galt das als sehr 
gewagter Schritt. Seither ist aus Genentech der eigentliche Motor des
Erfolgs von Roche geworden: So wuchs die Tochter im vorletzten Jahr 
und im vergangenen Turnus jeweils währungsbereinigt rund doppelt so 
schnell wie das Stammhaus in Basel. Von ihr stammen unter anderem die
drei meistverkauften Medikamente des Konzerns, die Krebsmittel 
Mabthera, Herceptin und das besonders vielversprechende Avastin. All 
diese Mittel werden von Genentech in den USA selbst und darüber 
hinaus von Roche vertrieben.
Nun aber droht das Szenario, dass Genentech, die gemessen am 
Übernahmepreis gut 100 Mrd. sfr wert ist, irgendwann zu dominant 
wird. Schließlich bringt der Mutterkonzern 150 Mrd. sfr auf die Waage
- eine paradoxe Situation in Bezug auf die Machtverhältnisse, die der
Roche-Führung offenbar Angst gemacht hat. Humer musste sich auch 
fragen lassen, ob Genentechs Erfolg nicht zuviel Neid im Stammhaus 
ausgelöst hat und die Konkurrenzsituation kontraproduktiv zu wirken 
begann, statt zu höheren Leistungen anzustacheln.
Ungeachtet der wortreichen Beteuerungen (wie zum Beispiel: "Die 
einzigartige Forschungskultur von Genentech bleibt erhalten") wird 
Genentech nun ein- und angebunden. Damit droht Roche aber, ihren 
Nimbus, alles anders und besser zu machen als die Konkurrenten, zu 
verlieren.

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