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Börsen-Zeitung: Die Katze im Sack Kommentar zu Spacs, einem neuen Weg an die Börse, von Walther Becker.

Frankfurt (ots)

Eingeführtes Geschäftsmodell, starkes
Management, stabiler Cash-flow, erstklassige Marktposition und 
Wachstum: ein klarer Kauf. So wurden und werden seit dem Platzen der 
Internet-Blase und dem Zusammenbruch der Neuen Märkte Börsenneulinge 
angepriesen.
Mal was neues. Ein leerer Mantel, überhaupt kein Geschäft, null 
Cash-flow, doch gut vernetzte "Sponsoren": Das ist der Hit, mit dem 
Banken in den USA gute Erfahrungen als Gebührenmaschinen machten. Ist
üblicherweise erst ein Unternehmen da, das an die Börse geführt wird,
so wird beim Spac zunächst die Börsennotiz geschaffen und in einem 
zweiten Schritt ein Unternehmen gesucht, das damit huckepack an die 
Börse geht.
Mit Spac fängt man Mäuse: Die Deutsche Bank ist Vorreiter bei der 
ersten Special Purpose Acquisition Company (Spac) mit Fokus auf 
europäische Anleger. Der Witz bei dieser als "defensive Form von 
Private Equity" verkauften Anlagemöglichkeit ist, dass Aktien an 
einen leeren Mantel verkauft werden, in den binnen einiger Monate 
über eine Kapitalerhöhung ein Zielunternehmen schlüpft, wobei der 
Mantel dann umfirmiert und das Unternehmen damit gelistet ist. 
Profitiert werden soll damit vom flauen IPO-Klima, in dem eine 
schnelle Möglichkeit trotz widriger Marktbedingungen geschaffen wird,
und vom darbenden Buy-Geschäft, denn Spac soll für Unternehmer eine 
Alternative zu Private Equity werden und zwar ohne Schuldenhebel.
Der Investor kauft die Katze im Sack, er weiß nicht, ob er an 
einem Maschinenbauer oder einem Chemiekonzern beteiligt ist, doch hat
er die Möglichkeit, ein Ziel abzulehnen und er hat eine 
Geld-Zurück-Garantie für sein Spac-Investment plus (bescheidener) 
Verzinsung. Die Kriterien langfristig bewährter Entwicklung, stabiler
Cash-flow etc., sollen für die auszuwählende Zielgesellschaft gelten.
Dass das Modell Zukunft hat, muss die nicht gerade unbescheiden 
"Germany1" genannte Spac zeigen. Die Sponsoren Roland Berger, Thomas 
Middelhoff und Florian Lahnstein (früher UBS) haben Name und Renommee
zu verlieren. Auch die Deutsche Bank wird alles daran setzen, dass 
das Modell zieht - es ist eben kein "normales" IPO. Ein attraktives 
Ziel, kein intransparentes, nicht börsenreifes Unternehmen soll es 
sein. Die Akquisition muss rasch kommen und darf nicht scheitern. 
Dann kann die erste Spac dazu beitragen, die IPO-Szene zu beleben.
(Börsen-Zeitung, 1.7.2008)

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Telefon: 069--2732-0

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