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Börsen-Zeitung: Rolle rückwärts, Kommentar von Bernd Weber zum Wiedereinstieg von Daimler bei der ehemaligen Tochter Tognum

Frankfurt (ots)

Verluste bei Mercedes, Qualitätsprobleme, die
Causa Smart nicht gelöst und Chrysler sehr volatil. In diesem Umfeld 
verkaufte Daimler 2005 MTU Friedrichshafen an den schwedischen 
Private-Equity-Investor EQT. Nicht einmal drei Jahre nachdem sich 
Daimler aus der ehemaligen Tochter zurückzog, steigt der Stuttgarter 
Automobilkonzern nun wieder bei seiner Ex-Beteiligung ein und wird 
größter Aktionär mit 22,3%. Ziel ist eine Sperrminorität, mehr aber 
nicht.
Der Preis für das EQT-Paket liegt bei 585 Mill. Euro. Je Aktie 
sind dies 20 Euro, ein Niveau, das der Tognum-Anteilschein zuletzt 
zum Jahreswechsel 2007/2008 sah. EQT wird mit dem Preis deshalb 
zufrieden sein und Daimler sicher nicht erklären, zu viel gezahlt zu 
haben. Analysten lieben Tognum, insofern dürfte sich auch für Daimler
das Investment lohnen, wenn denn die Prognosen der professionellen 
Tognum-Beobachter in die richtige Richtung weisen.
Aber darum wird es Daimler in erster Linie nicht gehen. 
Schließlich sind die Untertürkheimer nicht primär Finanzinvestoren. 
Daimler betont selbst, dass es bei dem Deal um die Absicherung der 
langfristigen Lieferbeziehungen mit Tognum geht: 300 Mill. Euro 
Motorenlieferungen Richtung Tognum und 160 Mill. Euro Gelenkewellen 
für Daimler. Deshalb lässt sich vermuten, dass Daimler zuschlug, um 
den Einstieg eines Konkurrenten bei Tognum zu verhindern und so eine 
existente und noch ausbaufähige Verbindung zu schützen. Sicher ist es
ein willkommener Nebeneffekt, bei einem Unternehmen einzusteigen, 
dessen operative Marge derzeit bei knapp 14% liegt. Dies sucht 
Daimler-Chef Dieter Zetsche in seinem Konzern vergebens.
Auch für Tognum selbst dürfte Daimler der beste strategische 
Partner sein; wegen der gemeinsamen Vergangenheit und dem Wissen um 
den jeweils anderen. Schlussendlich muss aber doch von einer Rolle 
rückwärts seitens Daimler gesprochen werden. Egal, wie dick das 
Pflichtenheft des Managements seinerzeit gewesen sein mag: Hätte 
wirklich etwas dagegen gesprochen, mit 20% bei MTU Friedrichshafen 
beteiligt zu bleiben, EQT analog zum Cerberus-Chrysler-Deal mit 80% 
ins Boot zu holen und dem MTU-Management die strategische Freiheit zu
geben? Sicher muss Daimler nach vorne blicken; in der zeitlich 
relativ kurzen Rückschau war der Deal von 2005 aber vorsichtig 
ausgedrückt suboptimal.
(Börsen-Zeitung, 1.5.2008)

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