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Börsen-Zeitung: Was nun, Mr. Bernanke? Kommentar zur Zinssenkung der US-Notenbank von Kai Johannsen

Frankfurt (ots)

Sie senkt und senkt und senkt! Am Dienstag war
es wieder soweit. Die US-Notenbank Fed nahm den Leitzins - den 
Zielsatz für US-Tagesgeld - um 75 Basispunkte (BP) auf 2,25% 
zurück.Die Wirkung der neuerlichen Zinsmaßnahme wird an den Märkten 
genauso schnell verpuffen wie die vorangegangenen. Das gilt umso 
mehr, als dass die Fed hinter den erwarteten 100 BP zurückblieb.
Die Halbwertszeit der Erleichterungsrally, die an den Märkten bei 
einer Fed-Maßnahme zu beobachten ist, hat ohnehin drastisch 
abgenommen. Im September legte der Credit-Markt noch eine dreiwöchige
Rally hin, im Oktober war es noch eine Woche. Mittlerweile kann schon
nicht mehr von einem Tag gesprochen werden. Gewinne sind schon zum 
Handelsende aufgezehrt, so war es zumindest bei den jüngsten 
Maßnahmen.
Denn die Zinssenkungen helfen nicht aus der Krise. Das zeigt sich 
am Beispiel der halbstaatlichen Hypothekenrefinanzierer wie Fannie 
Mae, die ein enormes Volumen der US-Hypotheken schultern. Ihre 
gesamten Refinanzierungskosten sind trotz der enormen 
Leitzinssenkungen und der Flucht in Qualität, die auch die 
Staatstitel-Renditen nach unten getrieben haben, in etwa gleich 
geblieben, von kräftigeren Tagesbewegungen einmal abgesehen. Denn die
Investoren verlangen saftige Risikoaufschläge, wenn die Institute ihr
Hypothekenmaterial an den Märkten platzieren wollen oder sich auch in
der ungedeckten Refinanzierung Kapital beschaffen möchten. Deshalb 
kann höchstens noch ein kleiner Teil der Zinsrückgänge an die 
Hypothekarkreditnehmer weitergereicht werden, wenn überhaupt. Das 
Resultat: Die Zinssenkungen greifen nicht.
Mit Spannung werden die Akteure verfolgen, welche Maßnahmen zur 
Bewältigung der Krise Fed-Chef Bernanke noch ergreifen wird. Jüngst 
hatte er auch noch die Qualitätskriterien für Bonds aufgeweicht, die 
bei der Fed gegen US-Staatsanleihen eingereicht werden können. Die 
Fed übernimmt damit Kreditrisiko, wenn auch nur temporär. Aber was 
tut sie, wenn auch das wirkungslos bleibt? Die Bonitätskurve 
herunterrutschen und nicht nur vermeintliches Triple-A, sondern auch 
AA-, Single-A-Bonds oder gar BBB-Titel hereinnehmen? Und was 
passiert, wenn die Banken am Ende der Laufzeit des Geschäftes nicht 
mehr in der Lage sind, die Bonds zurückzunehmen? Eine Bad Bank auf 
der Bilanz der Fed - das wär's!

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