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Börsen-Zeitung: Löschers böse Überraschung, Kommentar zur Siemens-Gewinnwarnung von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots)

Siemens hat mit der überraschenden Gewinnwarnung
aufgrund einer Vielzahl unrentabler Großaufträge bei den Investoren 
deutlich an Vertrauen eingebüßt. Die Ad-hoc-Meldung mit der bösen 
Nachricht über Ergebnisbelastungen von mindestens 900 Mill. Euro traf
den Markt völlig unvorbereitet.
Der Kurseinbruch der Aktie um zeitweise 19% ist nachvollziehbar, 
weil die Siemens-Führung es zuvor unterließ, die Börse auf mögliche 
Belastungen dieser Größenordnung vorzuwarnen. Schließlich bekräftigte
Vorstandschef Peter Löscher noch Ende Januar bei Bekanntgabe der 
Zahlen für das erste Quartal 2007/08 (30. September) sein Gewinnziel 
für das laufende Geschäftsjahr, obgleich die nun arg betroffene 
Kraftwerksparte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Ergebniseinbruch um
ein Fünftel meldete. Eine transparentere Kapitalmarktkommunikation, 
die sich Siemens auf die Fahnen geschrieben hat, sieht anders aus.
Für den seit Anfang Juli vorigen Jahres amtierenden Siemens-Chef 
ist die jüngste Nachricht ein herber Rückschlag bei seinem Bemühen, 
den größten deutschen Industriekonzern im Zuge der Erschütterungen 
durch die Korruptionsaffären mit einer tiefgreifenden Neuordnung 
wieder auf Kurs zu bringen. Die selbst Analystenschätzungen deutlich 
übertreffenden Mehrkosten offenbaren bei Siemens vor allem in den 
Sparten Kraftwerksbau, Transportsysteme und Informationstechnologie 
große Mängel bei der Akquisition und anschließenden Bearbeitung von 
Großaufträgen. Vor allem die Belastung bei der Kraftwerksparte mit 
allein 600 Mill. Euro ist ein Schock, weil dieser Bereich bislang 
hohe Renditen abwarf und deshalb als Zugpferd des Konzerns galt.
Auch ist es unverständlich, dass die Transportsparte wieder mit 
hohen Belastungen bei den Combino-Straßenbahnen für negative 
Schlagzeilen sorgt, obwohl Löschers Vorgänger Klaus Kleinfeld und 
Heinrich v. Pierer die Anleger im (Irr-)Glauben ließen, dass dieses 
Thema nach einer langen und mühsamen Sanierung endlich vom Tisch ist.
Löscher kann zugute gehalten werden, dass seine Aufräumarbeiten dazu 
beitrugen, diese Fehlentwicklungen aufzudecken.
Angesichts der dramatischen Entwicklung der Kreditkrise bleibt es 
jedoch Löschers Geheimnis, woher er seinen Optimismus für die beiden 
kommenden Jahre bezieht. Allein schon aufgrund des rasanten 
Dollarverfalls und des Konjunktureinbruchs in den USA, einem der 
größten Märkte für Siemens, ist seine mittelfristige Ertragsprognose 
mittlerweile eine Gleichung mit vielen Unbekannten.

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