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Börsen-Zeitung: Yen auf Höhenflug, Kommentar von Birga Böcker zum anhaltenden Kursanstieg des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar

Frankfurt (ots)

Der aktuelle Schwächeanfall des US-Dollar macht
sich nicht nur in Europa bemerkbar. Auch Japans Exporteure leiden 
unter dem sinkenden Greenback: Gestern durchbrach der Dollar zum 
ersten Mal seit zwölf Jahren die Marke von 100 Yen nach unten. Doch 
das könnte nur ein weiterer Meilenstein in einem längerfristigen 
Abwärtstrend sein. Einige Analysten erwarten Wechselkurse von 95 Yen 
je Dollar - ein Niveau, das der gesamten japanischen Wirtschaft zu 
schaffen machen dürfte.
Schon in den vergangenen Monaten bekamen die Unternehmen des 
Landes die Trendwende an den Devisenmärkten schmerzhaft zu spüren. So
verbuchte selbst Nippons Vorzeigekonzern Toyota von Oktober bis 
Dezember einen Währungsverlust. Zwar hält der Autohersteller für das 
Geschäftsjahr bis Ende März am prognostizierten Rekordgewinn fest. 
Doch spätestens im nächsten Turnus wird das Management allergrößte 
Schwierigkeiten haben, das aktuelle Gewinnniveau zu halten.
Staatliche Rückendeckung ist derzeit nicht in Sicht. Nachdem die 
zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt jahrelang von der 
offensichtlichen Unterbewertung ihrer Währung profitierte, wäre ein 
Eingriff am Devisenmarkt derzeit schwer zu rechtfertigen. Dazu kommt,
dass Japan in diesem Jahr Gastgeber für das Treffen der führenden 
Industrienationen (G8) ist. Da will Tokio nicht unangenehm auffallen,
erst recht nicht, wenn bereits das Nachbarland China wegen seiner 
Währungsmanipulationen international im Kreuzfeuer steht.
Zudem ist der "reale effektive Wechselkurs", der Japans Devise an 
einem gewichteten Währungskorb der wichtigsten Handelspartner sowie 
an der Inflationsrate misst, nach wie vor billig. Schließlich blieb 
die Aufwertung zum Euro bisher bescheiden. Spekulanten dürfen daher 
getrost auf eine weitere Verteuerung des Yen setzen. Denn ihre 
wichtigsten Gegenspieler, japanische Kleinanleger und Firmen, die den
Yen bis 2007 unter Druck gesetzt hatten, sind zurückhaltender 
geworden. Der hohe Zinsabstand, der Nippons Privatinvestoren noch vor
Kurzem zu Anlagen in US-Dollar verführte, ist rapide geschrumpft. Und
Nippons Unternehmen dürften aus Sorge um die US-Wirtschaft und ihre 
eigene Gewinnentwicklung Investitionen und Akquisitionen im Ausland 
einschränken. Das gibt dem Yen weiteren Auftrieb.
(Börsen-Zeitung, 14.3.2008)

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