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Börsen-Zeitung: Zinssenkung vorerst vom Tisch, Kommentar zum Zinsentscheid der EZB von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Noch vor wenigen Wochen waren sich die
Marktteilnehmer einig gewesen, dass eine Zinssenkung der Europäischen
Zentralbank (EZB) relativ kurzfristig zu erwarten ist. Trotz 
gegenteiliger Signale aus dem Eurotower hatte sich bei Analysten die 
Vorstellung verfestigt, dass die EZB nicht umhinkommt, den Vorgaben 
der amerikanischen Notenbank zu folgen und den Leitzins von aktuell 
4% in zwei oder drei Schritten von je 25 Basispunkten bis zum 
Jahresende nach unten zu schrauben.
Diese Perspektive ist seit gestern vom Tisch. Notenbankpräsident 
Jean-Claude Trichet hat auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung 
des EZB-Rates deutlich gemacht, dass er vorerst nicht an 
Zinssenkungen denkt. Trichet teilt damit - zumindest öffentlich - 
nicht die Erwartung, dass die in den USA aufziehende Rezession die 
Eurozone schwerwiegend in Mitleidenschaft ziehen wird. Die 
Fundamentaldaten der Eurozone sähen gesund aus, betonte er mehrfach. 
Zwar rechnet die EZB nach den jüngsten Projektionen ihrer Volkswirte 
mit einer spürbaren konjunkturellen Abkühlung. Von einer Rezession 
wird die Eurozone aber nach diesen Prognosen meilenweit entfernt 
bleiben. Auch die Auswirkungen der anhaltenden Finanzkrise bereiten 
Trichet derzeit wohl keine schlaflosen Nächte.
Die EZB treibt statt dessen die Sorge um, dass die Inflation 
kurzfristig aus dem Ruder läuft. Bis zu einer Jahresrate von 3,2% 
reicht die EZB-Projektion für 2008, bei einer Zielmarke der Notenbank
von lediglich 2%. Trichet fürchtet dabei vor allem die 
Zweitrundeneffekte.
Am Markt ist diese Botschaft angekommen, der Euro ist prompt auf 
ein Allzeithoch geklettert. Viele Analysten halten nun eine erste 
Zinssenkung frühestens für den Herbst für denkbar. Wahrscheinlicher 
ist jedoch, dass die EZB bis zum nächsten Winter ihre neutrale 
Position beibehält.
Der auf Sicht von mehreren Monaten neutrale Kurs der EZB gilt 
freilich nur unter der Voraussetzung, dass sich die konjunkturelle 
Lage der Eurozone nicht unerwartet verschlechtert, beispielsweise 
durch eine Zuspitzung der Kreditmarktkrise. Für derartige Situationen
lässt Trichet eine Hintertür offen, auch wenn klar ist, dass 
geldpolitische Maßnahmen wegen ihres erheblichen Time-Lags nicht die 
erste Wahl bei der Bekämpfung von Finanzkrisen sein sollten.

Pressekontakt:

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