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Börsen-Zeitung: Browns Schwatzbude Kommentar zum Finanzkrisengipfel europäischer Großmächte, von Norbert Hellmann.

Frankfurt (ots)

Die Finanzminister Deutschlands, Frankreichs,
Großbritanniens und Italiens haben sich in Paris getroffen. Es ging 
um die Bewältigung der Finanzmarktkrise - also etwas Wichtiges - und 
die Vorbereitung eines Treffens der Regierungschefs derselben 
Ländergruppe zum selben Thema am 29. Januar in London. Um welche 
Gruppe handelt es sich aber? Für ein G7-Treffen sitzen eindeutig zu 
wenig Länder am Tisch, eine G4 als europäisches Substrat der G7 gibt 
es nicht. Ginge es darum, Europas wichtigste Finanzplätze zu 
repräsentieren, müsste man zumindest auch die Schweiz und Luxemburg 
berücksichtigen. Des Rätsels einfache Lösung: Die Treffen sind 
weniger dazu gedacht, Wege aus der Finanzmarktkrise zu weisen, als 
der britischen Regierung aus der Patsche zu helfen.
Kurz vor Jahreswechsel, als Northern Rock und andere Ärgernisse 
immer mehr am Ruf des britischen Premiers Gordon Brown kratzten, zog 
dieser die Idee vom Finanzkrisengipfel europäischer Großmächte einem 
Karnickel gleich aus dem Hut. Brown handelte nach einem alten 
Erfolgsrezept, um sich mit einer internationalen Führungsrolle in 
Szene zu setzen. Sein Glanzstück war die berühmt-berüchtigte 
G7-Aktion zur "Rettung Afrikas" auf britischem Boden. Zur Rettung der
Finanzmärkte wird es zwar keine Foto-Opportunities mit Bono und Bob 
Geldorf geben, dafür aber mit Angela Merkel und Nicolas Sarkozy.
Tatsächlich wollte Brown nur die Bundeskanzlerin und den 
französischen Präsidenten einladen. Dann moserte G7-Mitglied Italien 
und wurde hinzugebeten. Danach schimpften andere EU-Staaten und die 
EU-Kommission. In letzter Minute kam Währungskommissar Joaquín 
Almunia mit nach Paris, während Kommissionspräsident Manuel Barroso 
nach London darf.
Das Pariser Treffen brachte als "Vorzeigbares" den Wunsch nach 
mehr Koordination der Aufsichtsbehörden und nach Stärkung der Rolle 
des Internationalen Währungsfonds. Bei Ersterem handelt es sich um 
eine bereits laufende EU-Initiative, bei Letzterem um eine 
Angelegenheit, bei der ohne die USA gar nichts geht. Dem "G?"-Gipfel 
am 29. Januar kann man entspannt entgegensehen. Es geht nicht darum, 
das (große) Rad an den Finanzmärkten neu zu erfinden, sondern Brown 
einen Gefallen zu tun. Immerhin hat er ja den Lissabon-Vertrag 
unterzeichnet.
(Börsen-Zeitung, 19.1.2008)

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