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Börsen-Zeitung: Wackliger Kompromiss, Kommentar von Peter Olsen zur Genehmigung des Planfeststellungsantrags der Fraport AG für den Bau einer zusätzlichen Landebahn am Frankfurter Flughafen

Frankfurt (ots)

Politik ist die Kunst des Machbaren. Ob in
diesem Sinne Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel mit der 
Genehmigung des Planfeststellungsantrags der Fraport AG für den Bau 
einer zusätzlichen Landebahn einen guten Job gemacht hat, wird sich 
weisen. Ein absolutes Nachtflugverbot zum Ausgleich der geplanten 
Kapazitätserweiterung am Frankfurter Flughafen um 50% wird es - 
erwartungsgemäß - nicht geben. Rhiel ließ mit Blick auf einen 
rechtssicheren Entscheid "allerhöchstens" 17 geplante Flüge in der 
sogenannten Mediationsnacht zwischen 23 und 5 Uhr zu.
Für den Flughafenbetreiber stellt der positive Entscheid 
selbstredend eine ganz wichtige Etappe auf dem Weg zum "dringend 
notwendigen Ausbau des Frankfurter Flughafens" dar, wie Fraport-Chef 
Wilhelm Bender meinte. Kein Wunder, dass der MDax-Wert in einer 
unmittelbaren Reaktion auf die frohe Kunde aus Wiesbaden von Anlegern
um mehr als 2% in die Höhe gezogen wurde. Der von Rhiel gefundene 
Kompromiss - strikte Nachtruhe auf der künftigen neuen Landebahn und 
eine generelle Obergrenze für Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr - 
bleibt wacklig. Denn Fraport selbst und 63 betroffene Kommunen haben 
einen Monat Zeit, gegen den Beschluss juristisch vorzugehen.
Ob die Deutsche Lufthansa als stärkster Nutzer des Frankfurter 
Flughafens den Rhielschen Kompromiss attackieren wird, ließ die 
Gesellschaft offen. Sie allein hatte für die Mediationsnacht Anspruch
auf 41 Nachtflüge angemeldet, weit mehr als jetzt für alle 
Fraport-Kunden vorgesehen sind. Klagen gegen den positiven 
Planfeststellungsbeschluss sind von kommunaler Seite wie vom 
Umweltverband Bund schon angekündigt worden.
Für den Flughafenbetreiber Fraport ist nun der Weg für den Bau 
realistischerweise frei, denn der Rhiel-Entscheid ist mit der Option 
des Sofortvollzugs versehen. Dass Fraport dennoch keine vollendeten 
Tatsachen schaffen und eine möglichst rasche Entscheidung des 
Verwaltungsgerichtshofes in Kassel abwarten will, signalisiert den 
Wunsch, den Ausgleich mit den Opponenten zu finden. Viel Zeit aber 
kann Fraport nach zehnjährigem Gezerre um die 4 Mrd. Euro schweren 
Ausbaupläne nicht mehr ins Land gehen lassen. Denn nur mit dem Ausbau
würde die Rolle der Drehscheibe Frankfurt als Nummer 3 im 
europäischen Wettbewerbsumfeld gesichert werden.
(Börsen-Zeitung, 19.12.2007)

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