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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Rolf Hochhuth lobt Holocaust-Leugner

Berlin (ots)

Der weltbekannte deutsche Schriftsteller und
Dramatiker Rolf Hochhuth lobt und verteidigt den britischen
Holocaust-Leugner David Irving. Dieser sei "sehr viel seriöser als
viele deutsche Historiker", sagte Hochhuth am Freitag dem
Tagesspiegel. Dass Irving seit 1993 nicht mehr in die Bundesrepublik
einreisen darf, führte Hochhuth auf "Verleumdung" zurück. Irving
wurde 1993 vom Landgericht München wegen Beleidigung und
Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener zu 30 000 Mark Geldstrafe
verurteilt. Der Brite hatte bei einer Veranstaltung in München
behauptet, man wisse inzwischen, "dass die den Touristen in Auschwitz
gezeigte Gaskammer eine Attrappe ist, die nach dem Kriegsende von den
Polen gebaut wurde". Der mit dem Schauspiel "Der Stellvertreter"
berühmt gewordene Hochhuth bekräftige damit Äußerungen, die er in
einem Interview mit dem ultrarechten Wochenblatt "Junge Freiheit"
gemacht hatte. Die Zeitung wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz
der Grauzone zwischen Konservativen und Rechtsextremisten
zugerechnet.
Der komplette Text folgt im Wortlaut.
Berlin - Er hat sich intensiv und sehr kritisch mit dem
Nationalsozialismus auseinander gesetzt. Doch jetzt scheint ihn sein
Instinkt zu verlassen. Rolf Hochhuth, seit dem Welterfolg seines
Schauspiels „Der Stellvertreter" einer der bekanntesten deutschen
Schriftsteller und Dramatiker, lobt in einem Interview den britischen
Holocaust-Leugner David Irving. Das Gespräch erschien am Freitag in
der Wochenzeitung „Junge Freiheit", die das Bundesamt für
Verfassungsschutz der Grauzone zwichen Konservativen und
Rechtsextremen zurechnet. „Irving ist ein fabelhafter Pionier der
Zeitgeschichte", sagt Hochhuth, „der Vorwurf, er sei ein Holocaust-
Leugner, ist einfach idiotisch." Das ist offenbar selbst den
Redakteuren der „Jungen Freiheit" zu viel. Sie weisen Hochhuth auf
das Einreiseverbot hin, das die Bundesrepublik und andere Staaten
gegen Irving ausgesprochen haben. Hochhuths Antwort: „Das ist
grotesk, immer wieder war er bei uns zu Hause zu Besuch, wir
telefonieren miteinander, ich kenne ihn wirklich gut." Dann müsste
der 73-jährige Hochhuth wissen, was Irving seit langem behauptet.
Aktuelles Beispiel: Auf einer Homepage verkündet Irving in schlechtem
Deutsch, dass „mehr Menschen durch Reemtsma- Zigaretten seit dem
Kriegsende getötet worden sind als durch zehnmal ein Holocaust". Vor
fünf Jahren urteilte das oberste Gericht in London, Irving sei „ein
aktiver Holocaust-Leugner, Antisemit und Rassist", der historisches
Material manipuliere. 1993 verurteilte das Landgericht München den
Briten wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener
zu einer Geldstrafe von 30 000 Mark. Irving hatte 1990 bei einer
Veranstaltung von Holocaust- Leugnern im Müchner Löwenbräu-Keller
behauptet, man wisse inzwischen, „dass die den Touristen in Auschwitz
gezeigte Gaskammer eine Attrappe ist, die nach dem Kriegsende von den
Polen gebaut wurde". Gegenüber dem Tagesspiegel bekräftigt Hochhuth
seine Parteinahme für Irving. Dieser sei „sehr viel seriöser als
viele deutsche Historiker", sagt der Schriftsteller am Freitag in
Berlin. Dass Irving nicht in Deutschland einreisen darf, führt
Hochhuth auf „Verleumdung" zurück. Und er betont: Erst vor 14 Tagen
habe er mit Irving telefoniert. Kritisieren will Hochhuth nur, dass
Irving eine Zeit lang „dem Wahn aufgesessen" sei, Hitler habe bis
Oktober 1943 nichts von der Judenvernichtung gewusst. Doch Hochhuth
bleibt dabei: „Irving ist ein ehrenwerter Mann." Der Schriftsteller
sagt, er habe nicht gewusst, was für eine Zeitung die „Junge
Freiheit" sei. Das Interview habe er in seiner Wohnung gegeben. Von
dem Haus sieht man auf das Holocaust-Mahnmal. „Das ist bedrückend",
sagt Hochhuth. Dann ist dieses Gespräch beendet.
Inhaltliche Fragen richten Sie bitte an den Tagesspiegel, Ressort
Politik, Tel: 030-26009-295
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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