Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Eine Novelle für die Großkonzerne - Leitartikel zu EEG

Ravensburg (ots)

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), mit dem Deutschland der Stromproduktion aus Sonne, Wind und Biomasse zum Durchbruch verhelfen wollte, ist ein Erfolg. Der Anteil der grünen Energie belief sich zuletzt auf mehr als ein Drittel am Strommix, zur Jahrtausendwende waren es gerade einmal sieben Prozent. Ein Erfolg, der teuer erkauft ist. Denn die Marktmechanismen sind in dem so wichtigen Zukunftsfeld fast ganz ausgehebelt.

Dem Erbauer einer Anlage zur Erzeugung von erneuerbaren Energien garantiert das EEG hohe Vergütungen und die Sicherheit, dass er seinen Strom vorrangig ins Netz einspeisen kann. Hunderttausende von kühl kalkulierenden Hausbesitzern und Unternehmern stiegen in die Stromproduktion ein. Nun fluten vor allem an stürmischen Sonnentagen die Ökostrom-Anlagen den Strommarkt. Die Preise sinken, doch das muss kein Investor fürchten, weil das EEG ihn schützt. Die Folge: Die Differenz zwischen der Einspeisevergütung und den niedrigen Preisen, die jeder Verbraucher mit seiner Stromrechnung zahlt, steigt und steigt.

Keine Frage: Es ist nötiger denn je, dass die Stromerzeugung wieder an marktwirtschaftlichen Effizienzkriterien ausgerichtet wird. Und wessen Aufgabe wäre es, wenn nicht die des Wirtschafts- und Energieministers? Doch das Ausschreibungsprozedere von Sigmar Gabriels EEG-Novelle, das endlich mehr Markt zurück in den Energiesektor bringen soll, drängt ausgerechnet die kleinen Anbieter aus dem Geschäft. Die Genossenschaften, Mittelständler und regionalen Versorger, die die Energiewende bislang getragen haben, werden künftig deutlich weniger Anlagen bauen. Für sie wird der Aufwand der komplexen Ausschreibungsverfahren zu hoch sein. Profitieren werden Großunternehmen und kapitalkräftige Investoren. Dem Ziel einer dezentralen Energieversorgung kommt Gabriel nicht näher.

Aber vielleicht will Gabriel das auch gar nicht, vielleicht stehen dem Industriepolitiker die Großkonzerne näher als die von bürgerschaftlichem Engagement getragenen Genossenschaften.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 07.06.2016 – 19:27

    Schwäbische Zeitung: Gedeon-Ausschluss: Es geht um Meuthen - Kommentar zur AfD

    Ravensburg (ots) - Geht es nach einer Mehrheit in der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag, wird Wolfgang Gedeon eventuell ausgeschlossen. Der "Politiker, Autor, Mediziner, Philosoph", wie er sich bezeichnet, soll ein Antisemit sein. Aber AfD-Chef Jörg Meuthen laviert weiter und es könnte gar sein, dass Gedeon doch bleiben darf. Meuthens Taktik war es bisher, seine ...

  • 06.06.2016 – 17:07

    Schwäbische Zeitung: Im Zenit seines Ansehens - Leitartikel zu Joachim Gauck

    Ravensburg (ots) - Zunächst zum Wichtigsten, was Bundespräsident Joachim Gauck in den vergangenen Tagen festgestellt hat: Deutschland befindet sich nicht in einer Staatskrise. In seiner Erklärung vom Montag hatte der populäre Staatschef als Grund für seinen Rückzug aus der aktiven Politik sein Alter genannt. Der preußisch geprägte Protestant würde nicht in den ...

  • 05.06.2016 – 22:28

    Schwäbische Zeitung: Empört euch weniger - Leitartikel zur AfD

    Ravensburg (ots) - Seit Monaten herrscht regelmäßig große Aufregung gleichermaßen in den Kommentarspalten wie in den sozialen Netzwerken der Republik. Zu Recht eigentlich, denn die ständigen Provokationen der Parteivorderen der Alternative für Deutschland (AfD) können, ja müssen all jene aufregen, die an ein offenes, an ein freies, an ein nach vorne orientiertes Land glauben. Und doch ist es ratsam und an der ...