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Schwäbische Zeitung: Schluss mit der Heuchelei - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Bitte keine Betroffenheitsadressen mehr. Seit Jahren schaut Europa zu, wie Flüchtlinge jämmerlich an den EU-Außengrenzen zu Tode kommen. In den einzelnen Staaten wie auf europäischer Ebene wurde immer wieder Mitleid und Mitgefühl geheuchelt. Solidarität war und ist ein beliebtes Wort. Ein europäischer Schulterschluss, der den gemeinsamen Willen symbolisierte, keine Menschen mehr im Mittelmeer ertrinken zu lassen, war dennoch nie wirklich zu erkennen.

Auch nach der jüngsten Katastrophe gibt es die Stimmen, die vor falschen Anreizen für die Migranten warnen. So vereinfache etwa eine funktionierende Seenotrettung den Schleppern ihr verbrecherisches Handwerk. Wie jämmerlich. Dieser kruden Logik folgend dürfte dann auch der Feuerwehr kein neues Gerät mehr aus Angst vor Pyromanen zur Verfügung gestellt werden.

Seien wir doch ehrlich: Die Situation ist so dramatisch, weil Kriege und wirtschaftliche Not direkt vor unserer Haustür stattfinden. Da helfen auch keine Auffanglager in Staaten wie Ägypten oder Marokko, deren Menschenrechtsbilanz katastrophal ist. Von einem libyschen Staat kann ohnehin nicht mehr die Rede sein.

Anstatt Nebelkerzen zu zünden, muss endlich die Realität anerkannt werden. Es gibt keine schnellen Lösungen. Ja, was manche in Europa als Zumutung empfinden, nennt sich vielerorts Menschlichkeit. Nein, diese humanitäre Krise wird nicht in Monaten oder Jahren zu lösen sein. Ja, wahrscheinlich wird eine auf Verantwortung und Menschlichkeit basierende Flüchtlingspolitik Milliarden kosten. Nein, dramatisch ist diese finanzielle Belastung für die globale Wirtschaftsmacht EU nicht.

"Diese zerstörten Leben stellen die Würde der internationalen Gemeinschaft bloß", sagt Papst Franziskus. Der EU-Sondergipfel am Donnerstag hat die Möglichkeit, etwas für den Anstand der Europäer zu tun. Politik muss erklären und vermitteln. Häufig ist das nicht einfach. Gute Politik nimmt sich dieser Aufgabe trotzdem an. Und geheuchelt werden muss dann auch nicht mehr.

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