Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Ungerechte Flickschusterei

Ravensburg (ots)

Langsam können wir uns schon fragen, ob sie wissen, was sie tun. Dank der Rentengeschenke der Großen Koalition gehen über alle seriösen Prognosen hinaus mehr Fachkräfte in den Ruhestand. Sie fehlen vor allem dem Mittelstand. In den kommenden Jahren wird damit besonders den Handwerksbetrieben ihr tägliches Geschäft erschwert.

Wer den Kuchen backen soll, der gerade verteilt wird, scheint egal. Schulterzucken herrscht darüber in den Bundesministerien, denkt dort doch ohnehin die Mehrheit der Fachbeamten und Politiker in anderen Dimensionen. Die Konzerne mit ihren Lobbyisten sorgen dafür, dass ihre Interessen berücksichtigt werden. Der Mittelstand zahlt die Zeche.

Nun bastelt die Bundesregierung an ihrem Klimapaket. Sie hat eine Finanzierungslücke entdeckt, die auf Kosten der kleinen Leute geschlossen werden soll. Handwerkerrechnungen unter 300 Euro sollen von der Steuer nicht mehr abzusetzen sein. Vielleicht verstehen die Beamten den sogenannten Handwerkerbonus als irrelevant. Vielleicht sind sie der Meinung, dass etwa in dieser prosperierenden Region für geringe Umsätze gar kein Handwerker kommen würde. Vielleicht argumentieren sie mit den vollen Auftragsbüchern oder sind sich sicher, dass kleinere Reparaturen in Haus oder Wohnung in den meisten Fällen schwarz bezahlt werden. Doch diese Argumentation ist falsch.

Sollte die Bundesregierung tatsächlich die Absetzbarkeit einschränken, würde sie ein widersprüchliches Signal aussenden: Sie würde aktiv die Schwarzarbeit fördern, anstatt sie zu bekämpfen. Darüber hinaus würde sozialpolitisch eine Ungerechtigkeit geschaffen. Beträge über 300 Euro dürften nach den bestehenden Plänen weiter beim Finanzamt eingereicht werden. Mit anderen Worten: Wer das Geld hat, sich etwa eine noble Sauna in den Keller einbauen zu lassen, der holt sich eine private Subvention vom Fiskus. Normalverdiener aber, die einen Heizkörper reparieren lassen müssen, werden beim Finanzamt künftig abgewiesen. Das ist keine konsequente Politik, sondern Flickschusterei.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 01.12.2014 – 20:22

    Schwäbische Zeitung: Zeichen der Unehrlichkeit

    Ravensburg (ots) - Dass die Pkw-Maut ein Stück aus dem Tollhaus ist, weiß man nicht erst seit der Ankündigung, bei künftigen Erhöhungen die Kfz-Steuer nicht automatisch anzupassen. Der jüngste Gesetzentwurf zeigt aber, wie unehrlich die Koalition in Sachen Maut ist. Die Maut kann nur mit Europarecht kompatibel sein, wenn ein direkter Zusammenhang zwischen ihrer Erhebung und der Kfz-Steuer nicht besteht. Dem trägt ...

  • 01.12.2014 – 19:34

    Schwäbische Zeitung: Ein geschickter Schachzug

    Ravensburg (ots) - Die Schlinge zieht sich langsam zu. Energiewende und Atomausstieg sind zu viel für die schwerfälligen Energieversorger aus alten Tagen. Um sich von diesen Sorgen mit einem Schlag zu befreien, greift Eon-Chef Johannes Teyssen mit der Abspaltung des ehemaligen Hauptgeschäfts in Kohle, Gas und Atomkraft zu einer drastischen Maßnahme. Doch ist das eine Verzweiflungstat oder nicht eher ein schlauer Coup? ...

  • 01.12.2014 – 19:26

    Schwäbische Zeitung: Erbärmliches Menschenbild

    Ravensburg (ots) - Eines sollte sich klarmachen, wer die Techniken der "Pick-up Artists" (PUA) benutzen will: Hier geht es nicht um ein Spiel. Abschlepp-Machos spielen mit der Psyche von Menschen. Pseudowissenschaftlich gaukeln sie Männern vor, dass Frauen sich mittels standardisierter Anmach-Schemata gefügig machen lassen. Das Menschenbild, das dahintersteckt, ist erbärmlich. Irgendwie hatte man gedacht, wir seien ...