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Schwäbische Zeitung: In der Angst liegen Chancen

Ravensburg (ots)

In Europa steigt die Angst vor Ebola. In den USA münzen die Republikaner die Angst vor Ebola zur Wahlkampfmunition gegen Präsident Barack Obama um. Und in Afrika? Da sterben die Menschen an Ebola - zu Tausenden. Die Regierungen und Gesundheitsbehörden in den am schlimmsten heimgesuchten Ländern erfahren viel zu wenig Hilfe aus dem reichen Teil der Erde. Der würde sich am liebsten abschotten und die Katastrophe in Afrika isolieren. Dass dies nicht funktionieren kann in einer Welt mit globaler Mobilität, hätte von vornherein klar sein müssen. Jetzt, nachdem das Virus auf diese oder jene Art Europa und die USA erreicht hat, ist es endgültig klar.

Es mag zynisch klingen, aber darin liegt auch eine Chance. Die Seuche muss dort bekämpft werden, wo sie ihren Ursprung hat und sich immer schneller ausbreitet - eben in Afrika. Wenn die Angst der Europäer und der US-Amerikaner in eine deutlich verstärkte Hilfe für die Menschen in Westafrika mündet, dann ist es quasi eine produktive Angst. Sie kann die dringend benötigten Hilfen für das durch Ebola geschwächte Wirtschaftsleben in den westafrikanischen Staaten forcieren. Vielen droht dort als Folge der Epidemie der Hungertod. Sie kann auch die Entwicklung von teuren Medikamenten beschleunigen, die nie hergestellt würden, weil arme Menschen sie nicht bezahlen könnten. Kurz: Erst wenn Ebola als globale Bedrohung gesehen wird, ergibt sich die Chance, dass die Krankheit nicht uneigennützig, sondern in wohlverstandenem Eigeninteresse bekämpft wird.

Nebenbei: Man kann diese Angst vor dem Virus in den Ländern mit den besten Gesundheitssystemen der Erde durchaus als Luxusproblem sehen. Man kann auch den Medien vorwerfen, sie schürten Angst. Aber die sind hier weniger Akteure als Getriebene: Man entkommt dem Thema nicht, es hat zu viel Eigendynamik entwickelt. Bezeichnend - und irgendwie abstoßend - war die Welle der Empörung, als in Spanien der Hund einer infizierten Krankenschwester eingeschläfert werden musste. Auch Empörung kann Luxus sein - den man sich halt leistet.

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