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Schwäbische Zeitung: Der Skandal war zu befürchten

Ravensburg (ots)

Rund 100000 Menschen sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres auf ihrer Flucht vor Krieg, Verfolgung und anderweitigem Elend in Deutschland angekommen. Bis zum Jahresende werden es 200000 sein. Allein aus diesen Zahlen lässt sich ganz lapidar ableiten: Pannen sind unvermeidlich. Die Unterkünfte für die Schutzsuchenden sind oft in bedauerlichem Zustand. Trotz einer insgesamt beachtlichen Hilfsbereitschaft der heimischen Bevölkerung fehlen qualifizierte Betreuer und Dolmetscher, nicht wenige Kommunen geraten an die Grenze ihrer Belastbarkeit. Zur Realität zählt auch, dass es Fälle gibt und weiter geben wird, in denen die Probleme von den Flüchtlingen ausgehen. Alles in allem kann man also von einer angespannten Situation sprechen.

Aber mit einer Panne haben die bösen Schlagzeilen vom Wochenende nichts zu tun. Schutzsuchende sind von Leuten misshandelt und gedemütigt worden, die eigentlich für ihre Sicherheit zuständig waren. Leider liegt dieser Skandal im Bereich dessen, was zu befürchten war. Und das liegt an der Gesamtarchitektur des Umgangs mit den Flüchtlingen. Weil staatliche Behörden überfordert sind und gleichzeitig sparen wollen, werden private Unternehmer betraut. Die sind aber nicht als barmherzige Samariter unterwegs. Sie engagieren private Sicherheitsunternehmen als Subunternehmer, die ihrerseits weitere Subunternehmer beschäftigen - und alle wollen sie Geld verdienen. Am Ende dieser Kette werden Leute beschäftigt, deren fachliche und menschliche Qualifikation bisweilen zu ihren miserablen Löhnen passt. Es kann kaum verwundern, dass darunter auch Kriminelle sind.

Die Forderung, jetzt müsse eben alles in staatliche Hand kommen, ist leider naiv. Beispielsweise würde der Schutz aller Flüchtlingsunterkünfte durch die Polizei deren Möglichkeiten komplett übersteigen. Ein realistischer Ansatz für die Behörden wäre es, aus dem Skandal zwei Lehren zu ziehen. Erstens sind an die Eignung von Wachleuten strengere Maßstäbe anzulegen. Zweitens muss ihre Arbeit stärker kontrolliert werden.

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