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Schwäbische Zeitung: Der Papst als Menschenfischer - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Der Begriff authentisch ist abgenutzt und abgewetzt. Aber bei Papst Franziskus ist er keine hohle Phrase. Der Argentinier wirkt mit seinen ganz starken Gesten authentisch durch und durch.

In den ersten Tagen seines Pontifikats zeigt Franziskus der Welt, dass in seiner Kardinalszeit die Fahrt mit der U-Bahn zur Arbeit, das persönliche Öffnen der Tür und die Nähe zu den Menschen in den Armutsvierteln von Buenos Aires kein PR-Gag, sondern zentraler Bestandteil seines priesterlichen Lebens war.

Es ist schlichtweg atemberaubend, wie der neue Papst seine Nahbarkeit demonstriert. Er wäscht im Gefängnis zwölf Jugendlichen verschiedener Nationalitäten und Religionen die Füße. Damit demonstriert er unaufgeregt, was er ganz persönlich darunter versteht, herauszugehen, um das Evangelium zu verkünden. Da ist nichts von der von ihm im Vorkonklave scharf kritisierten Selbstbezogenheit der kirchlichen Institutionen. Vom theologischen Narzissmus findet sich keine Spur. Franziskus ist ein Mann der klaren und einfachen Worte und unterscheidet sich damit grundlegend von seinem Vorgänger.

Der intellektuelle Benedikt XVI. hatte das Problem, dass ihm kaum jemand zugehört hat - fernab der oberflächlichen Begeisterung, dass er der erste deutsche Papst war. Und dass diejenigen, die ihm zuhörten, ihn kaum verstanden haben. Sie hatten vielleicht eine Ahnung, was er meinte, richtig folgen konnten sie ihm nicht.

Franziskus ist da das glatte Gegenteil. Er spricht eine einfache, deutliche Sprache, die niemand missverstehen kann. Vom Protokoll der Kurie hält er nicht viel, er ist ein Menschenfischer.

Wer nun aber glaubt oder gar hofft, dass Franziskus auch theologisch umsteuern wird, der irrt wahrscheinlich. Die katholische Kirche in Argentinien galt immer als konservativ, der Befreiungstheologie stand sie kritisch gegenüber. Viele Wunden, siehe auch die gestreuten Gerüchte um die vermeintliche Nähe von Franziskus zur damaligen Militärdiktatur, sind bis heute nicht verheilt.

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