Pressemitteilung

Nieren-Spender werden nicht über Langzeitfolgen aufgeklärt / Prof. Gilbert Thiel fordert Aufklärung über das Risiko von chronischer Müdigkeit / "Report Mainz", heute, 4. Juli 2011, 21.45 Uhr im Ersten

2011-07-04T15:17:52

Mainz (ots) -

Der emeritierte Baseler Transplantationsmediziner, Professor Gilbert Thiel, fordert, dass potentielle Lebendorganspender vor der Transplantation über das Risiko von chronischer Müdigkeit, dem so genannten Fatigue-Syndrom, aufgeklärt werden. Das Team um Professor Thiel befragt in einer Langzeituntersuchung unter anderem alle Spender alle zwei Jahre nach ihrem Gesundheitszustand. Das ist weltweit einmalig. Obwohl Prof. Gilbert Thiel die Spender gar nicht nach Müdigkeit gefragt hatte, klagen dennoch acht Prozent genau über dieses Symptom. Durch die Art der Fragestellung geht Thiel von einer größeren Dunkelziffer aus und fordert eine Aufklärung aller Spender über dieses Risiko, da gebe es für ihn "überhaupt keinen Zweifel."

Auch eine wissenschaftliche Untersuchung der medizinischen Hochschule Hannover vor einigen Jahren besagt, dass 26 Prozent der Spender über eine schlechtere Leistungsfähigkeit ein Jahr nach der Organentnahme klagen. Der emeritierte Göttinger Medizin- und Strafrechtler Hans-Ludwig Schreiber, der unter anderem am derzeit gültigen Transplantationsgesetz mitgeschrieben hatte, sagte gegenüber "Report Mainz": Wenn über dieses Risiko nicht aufgeklärt werde, sei das ein "haftungsbegründendes Verhalten".

Tatsächlich klären führende deutsche Transplantationsmediziner nicht oder nicht explizit über das Fatigue-Syndrom auf. Prof. Peter Neuhaus von der Berliner Charité ist persönlich davon überzeugt, "dass diese Störungen mit der Organentnahme keinen Zusammenhang haben". Gegenüber "Report Mainz" sagte er: "Und ich würde die Patienten, die potentiellen Spender nur verängstigen, und das halte ich nicht für richtig." Ähnlich äußert sich auch Prof. Jürgen Klempnauer von der medizinischen Hochschule Hannover: "Wir klären über langfristige psychosoziale Einschränkungen auf, können aber nicht jeden möglichen Umstand einzeln ansprechen." Auf die Frage von "Report Mainz", ob das Fatigue-Syndrom nicht angesprochen werde, sagte er: "Nicht als Fatigue-Syndrom als einzelne Komplikation."

Junge und sportliche Menschen beklagen im "Report Mainz"-Bericht, dass ihre Leistungsfähigkeit nach einer Nierenspende dramatisch reduziert sei. Eine vom Politikmagazin befragte Spenderin wurde nach der Operation sogar berufsunfähig. Gegenüber dem Politikmagazin beteuerte sie, nicht über das Risiko eines chronischen Müdigkeits- oder Fatigue-Syndroms aufgeklärt worden zu sein. Deshalb klagt sie jetzt wegen Nichtaufklärung gegen die Transplantationsklinik.

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an "Report Mainz", Tel.: 06131/929-3351.

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